Samstag, 24. Dezember 2011

Was alles darf die Kunst?

Gestern war der 23., und wie jedes Jahr helfe ich dann meinen Eltern bei der Vorbereitung und halte meine kleine Schwester (noch im einstelligen Alter) etwas unter Kontrolle. Kartoffeln für den obligatorischen Salat schnippeln kann unglaublich monoton und öde sein, aber ich habe ja vor kurzem ein Online-Radio gefunden, das für nebenher manchmal ganz gut ist. Auf dessen Programm stand: "Die Jahrescharts 2011, von euch gewählt..."
Ich glaube, ich kannte zwei oder drei Songs aus dem Ranking, und das auch nur, weil die in den letzten Tagen auf eben diesem Sender gespielt wurden. Was die beiden, im Übrigen recht sympathischen, Moderatoren zu den einzelnen Songs und Künstlern zu sagen hatten, war immer recht interessant, und ich habe aus der Sendung zwei Fragen mitgenommen, die ich noch abarbeiten muss.

Die erste Frage - Was alles darf die Kunst - stellte einer der beiden Moderatoren, als eine Rap-Crew vorgestellt wurde, die wohl die Gemüter spaltet. Dürfen Texte noch sexistisch und gewaltverherrlichend sein, darf die Kunst so niveaulos sein?

Es mag einen an die Grenzen der Toleranzfähigkeit bringen, aber: Kunst darf alles.
Meinungs- und Redefreiheit sind hart erkämpfte Rechte, die oft genug behandelt werden, als existierten sie gar nicht. Natürlich gibt es Meinungen und Äußerungen, bei denen sich mir die Fußnägel kräuseln und ich nur den Kopf schüttle. Mir stellt sich innerlich alles quer, wenn z.B. jemand versucht mir zu erklären, wer zum "Deutschen Volk" gehört (wahlweise ausschlaggebend: Geburtsort, welche Immigartionsgeneration, Hautfarbe, Werte, Religionszugehörigkeit, etc.) oder dass Britney Spears die beste Pop-Künstlerin der 00er Jahre ist. Das Gute, Schöne und vor allem Spannende an Redefreiheit ist ja aber: ich muss die Meinung des anderen nicht an- oder hinnehmen, je nach Kontext kann ich diskutieren, argumentieren oder ungebremst zurückpöbeln, frei nach dem Motto "Beleidigungen bereichern jeden Streit!"
Kunst ist nicht heilig, und selbst wenn sie es wäre, hieße das bei weitem nicht, dass sie der kritischen Untersuchung entgehen müsste oder unantastbar wäre. Alles kann hinterfragt werden, alles kann kritisiert werden, und nur weil etwas dem allgemeinen Konsens gefällt heißt das nicht, dass der einzelne Mensch es lieben muss.
Wenn euch ein Song, eine Band, ein Maler, Dichter, Filmemacher, Schauspieler sauer aufstößt mit dem, was er vermittelt, dann kommt nicht mit "Mimimi, darf man, darf die Kunst das?", sondern macht verdammt noch mal das Mau...den Mund auf und äußert euch, Plattformen gibt es genug!

Kunst darf alles.
Alles darf kritisiert werden.

Mehr gibt es dazu nicht zu sagen, mehr sollte man nicht dazu sagen, und eigentlich muss man darüber auch nicht diskutieren.

Die zweite Sache, die mir einen zuckenden Nerv verpasste, gibt es die Tage, für heute solls genug sein...

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