Meine Geschichte mit Max Prosa ist noch nicht sehr alt. Vor vielleicht knapp einer Woche bin ich über eine Minivorstellung auf einer Website gestolpert, und, neugierig wie ich nun mal bin, habe erstmal Mama Youtube befragt. Flügel ging mir zunächst auch sofort ins Ohr und setzte sich fest, aber nach dem vierten oder fünften Mal hören hörte sich dieser Song auf einmal anders an. Ich kann es gar nicht richtig beschreiben, es war ein wenig wie der pelzige Nachgeschmack von Süßstoff auf der Zunge. Vor allem ein Video der Berlin Sessions war mir dann zuviel. Ich kam mit seiner Bühnenpräsenz nicht klar, es war mir zuviel. Zuviel Leiden, zuviel Pathos und Muskelanspannung im Gesicht. Auf einmal konnte ich ihm seine Songs noch viel weniger abnehmen.
Ich habe mir seine Website angeguckt, und der Info-Text über ihn, der - Gott sei Dank, wie man irgendwann denkt - nicht autobiografisch ist, sondern von jemand anderem geschrieben wurde, zerstörte dann alles, was von ersten Flügel-Gefühl überblieb, festzumachen z.B. an folgendem Beispiel:
Eine Mischung aus Demut und Stolz liegt in seiner Stimme, während er den Weg dorthin noch einmal Revue passieren lässt
Mag sein, dass der Schreiberling tatsächlich Demut Max' Stimme gehört hat, aber sowas schreibt man nicht, wenn der Text später auf die Homepage des Künstlers soll, und vor allem stellt man sowas nicht auf die eigene Homepage (bzw. lässt es stellen) - klingt trotz des nicht-selber-schreibens nach Selbstbeweihräucherung.
Als ich aber in der Seitenleiste eben dieser Website gesehen habe, dass heute die Record Release Party seines Albums Die Phantasie wird siegen im Dussmann Kulturkaufhauf steigen sollte, und ich mir gratis und ohne Eintritt selbst ein Bild von der von allen Seiten als neuer Bob Dylan (z.B. hier) gefeierte und umjubelte Neuentdeckung der Singer/Songwriter-Welt machen könnte, habe ich mir eine Freundin gegriffen und sie zur Friedrichsstraße geschleppt. Nicht hundertprozentig überzeugt von dem jungen Mann waren wir beide nicht, aber auch nicht völlig abgeneigt.
Setlist Record Release Show |
Erster Gedanke: "Och, nagut, hat den Text vielleicht noch nicht so drauf. Macht ja nichts."
Zweiter Gedanke: "...sind die Seiten etwa leer?" (ja waren sie, sag ich mal. Sie sahen von meinem Platz verdächtig leer aus)
Dritter Gedanke: "Aha, also eine Requisite zur Untermalung seiner Gedankenversenkung, wie im Text beschrieben. Is ja wie im Theater..."
Vierter Gedanke: "...okay, man darf auf der Bühne ja machen was man will, aber ich finds affig. Ich meine...muss das sein?"
I know, ich bin ketzerisch, zu verbohrt und kann der Musik diese künstlerische Freiheit nicht zugestehen. Aber es gibt auch eine höhrerische Freiheit, etwas nicht zu mögen, die nehme ich hiermit in Anspruch: Das Bühnengezappel war Dreck. Sorry, Max.
Ich nehme ihm seine Musik deswegen auch nicht vollständig ab. Das Konzert hat dazu beigetragen, dass ich ihn sympathischer finde. Die CD konnte ich trotzdem nicht guten Gewissens kaufen.
Vielleicht ist noch nicht unsere Zeit, die von Max und mir. Die Geschiche geht also weiter, die von Max und mir. Ich kann mir nach dem heutigen Abend nämlich sehr gut vorstellen, dass das nächste Album dann das ist, was die notwendige Saite in mir zum Klingen bringt. Und dann nimmt es vielleicht doch ein gutes Ende, die Geschichte von Max' Musik und mir.
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