Berlin und mich verband früher eine Liebe. Wobei Liebe
vielleicht das falsche Wort ist. Berlin war mein Zufluchtsort, mein Asyl vor
der Welt, die mich in Hamburg im Alltag immer wieder heimsuchte und fast
erdrückte, bis ich nur noch röchelte und es Berlin rief: „komm her, hier ist
alles frei, hier kannst du wieder atmen.“
Berlin waren vor allem Freunde. Freunde, zu denen ich fahren
konnte, wenn ich Abstand brauchte, die sich immer auf mich freuten. Berlin hieß
Leben, Action, Abenteuer. Es war immer was los, meistens Konzerte. Schon damals
wollte ich immer nach Berlin, und 2011 wagte ich das große Abenteuer „Leben in
der Hauptstadt“. Wenn ich geahnt hätte, wie das Abenteuer verläuft…ich hätte es
vielleicht nicht gestartet. Und schon gar nicht hätte ich gedacht, dass ich
jemals in das Berlin-Bashing mit einstimmen würde. Ich habe dieses Abenteuer
mit vielem bitter bezahlen müssen, nur um mich meines Zaubers für Berlin
berauben zu lassen. Ich hätte diesen Zauber gerne zurück, aber dafür ist es, so
befürchte ich, zu spät. Berlin hat sich selbst entzaubert. Es sind viele kleine
Dinge, die mich an Berlin stören, viele kleine Dinge, die Berlin für mich zerstören,
und ein paar winzige Kleinode, die mich Berlin noch mögen lassen.
Doch wo anfangen? Berlin ist so riesig und erscheint so
endlos grenzenlos, ohne Anfang, ohne Ende, dass man sich willkürlich Dinge
herauspicken kann. Und genau das werde ich tun. Nun mag man einwerfen, dass da
jede Objektivität fehle, dass das alles subjektiv sei und niemals repräsentativ…
Guess what, Leben, vor allem das eigene, ist zutiefst subjektiv, man kann kein
objektives Leben führen, weil man aus den Grenzen des eigenen Denkens und
eigenen Körpers niemals vollständig heraustreten kann. Und es sind meine
Eindrücke von Berlin, wahrgenommen durch meine Sinne, sie sollen auf keinen
Fall die Meinung der Allgemeinheit widerspiegeln oder darstellen. Deswegen
werde ich auch nicht auf den zum Inventar eines soliden Berlin-Bashings
gehörenden, Latte Macchiato schlürfenden Hipstern rumhacken, die angeblich mit
ihren MacBooks die ursprünglich mal alternativ gewesenen Cafés bevölkern, in
der Regel „was mit Medien machen“ und sowieso immer ein an einem weltverändernden
Projekt arbeiten. Ich will nicht abstreiten, dass es sie nicht gibt. Ich bin
ihnen nur noch nicht begegnet, was vor allem daran liegt, dass ich selten in
Cafés sitze, sondern eher im Park. Oh, und die nicht-fahrenden S-Bahnen lasse ich
auch aus. Die gibt es zwar tatsächlich, und sie begegnen mir regelmäßig, aber
da vor allem zur Hochsaison der der S-Bahn-Ausfälle – berliner Kontinentalwinter
– sich sogar bayerische Lokalpamphlete über die unzumutbaren Zustände in der
Hauptstadt auslassen, muss ich mich dazu nicht weiter äußern. Das können andere
besser und lustiger als ich, und ich habe hoffentlich genug andere Berlinthemen,
über die ich berichten kann.
So denn. Der Auftakt zur Berlin Exile Serie. Mein langer
Abschied von Berlin, von dem ich derzeit tatsächlich nicht sagen kann, ob ich den
in sechs Monaten schon beende, oder ob es einer dieser Endlosabschiede wird, und
ich tatsächlich noch ein Jahr hier hängen bleibe.
Cheers,
Em.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen