Freitag, 10. August 2012

Berlin Exile: Auftakt

Berlin und mich verband früher eine Liebe. Wobei Liebe vielleicht das falsche Wort ist. Berlin war mein Zufluchtsort, mein Asyl vor der Welt, die mich in Hamburg im Alltag immer wieder heimsuchte und fast erdrückte, bis ich nur noch röchelte und es Berlin rief: „komm her, hier ist alles frei, hier kannst du wieder atmen.“
Berlin waren vor allem Freunde. Freunde, zu denen ich fahren konnte, wenn ich Abstand brauchte, die sich immer auf mich freuten. Berlin hieß Leben, Action, Abenteuer. Es war immer was los, meistens Konzerte. Schon damals wollte ich immer nach Berlin, und 2011 wagte ich das große Abenteuer „Leben in der Hauptstadt“. Wenn ich geahnt hätte, wie das Abenteuer verläuft…ich hätte es vielleicht nicht gestartet. Und schon gar nicht hätte ich gedacht, dass ich jemals in das Berlin-Bashing mit einstimmen würde. Ich habe dieses Abenteuer mit vielem bitter bezahlen müssen, nur um mich meines Zaubers für Berlin berauben zu lassen. Ich hätte diesen Zauber gerne zurück, aber dafür ist es, so befürchte ich, zu spät. Berlin hat sich selbst entzaubert. Es sind viele kleine Dinge, die mich an Berlin stören, viele kleine Dinge, die Berlin für mich zerstören, und ein paar winzige Kleinode, die mich Berlin noch mögen lassen.
Doch wo anfangen? Berlin ist so riesig und erscheint so endlos grenzenlos, ohne Anfang, ohne Ende, dass man sich willkürlich Dinge herauspicken kann. Und genau das werde ich tun. Nun mag man einwerfen, dass da jede Objektivität fehle, dass das alles subjektiv sei und niemals repräsentativ… Guess what, Leben, vor allem das eigene, ist zutiefst subjektiv, man kann kein objektives Leben führen, weil man aus den Grenzen des eigenen Denkens und eigenen Körpers niemals vollständig heraustreten kann. Und es sind meine Eindrücke von Berlin, wahrgenommen durch meine Sinne, sie sollen auf keinen Fall die Meinung der Allgemeinheit widerspiegeln oder darstellen. Deswegen werde ich auch nicht auf den zum Inventar eines soliden Berlin-Bashings gehörenden, Latte Macchiato schlürfenden Hipstern rumhacken, die angeblich mit ihren MacBooks die ursprünglich mal alternativ gewesenen Cafés bevölkern, in der Regel „was mit Medien machen“ und sowieso immer ein an einem weltverändernden Projekt arbeiten. Ich will nicht abstreiten, dass es sie nicht gibt. Ich bin ihnen nur noch nicht begegnet, was vor allem daran liegt, dass ich selten in Cafés sitze, sondern eher im Park. Oh, und die nicht-fahrenden S-Bahnen lasse ich auch aus. Die gibt es zwar tatsächlich, und sie begegnen mir regelmäßig, aber da vor allem zur Hochsaison der der S-Bahn-Ausfälle – berliner Kontinentalwinter – sich sogar bayerische Lokalpamphlete über die unzumutbaren Zustände in der Hauptstadt auslassen, muss ich mich dazu nicht weiter äußern. Das können andere besser und lustiger als ich, und ich habe hoffentlich genug andere Berlinthemen, über die ich berichten kann.

So denn. Der Auftakt zur Berlin Exile Serie. Mein langer Abschied von Berlin, von dem ich derzeit tatsächlich nicht sagen kann, ob ich den in sechs Monaten schon beende, oder ob es einer dieser Endlosabschiede wird, und ich tatsächlich noch ein Jahr hier hängen bleibe.

Cheers,
Em.

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